In den letzten Tagen besuchte ich Hamburg und natürlich auch das Bismarckdenkmal. Von Weitem ist der Bismarck nicht mehr zu sehen, nur von einer relativ nahen Stelle aus lugt er über die Baumwipfel. Von all den riesigen Hochhäusern drum herum werden sie einen guten Blick auf das Denkmal haben. Heute schauen sie auf den Weitblickenden also von oben herab auf ihn. Von der Elbe aus dürfte er nicht mehr zu sehen sein. Nun müssen all die Kunsthistoriker doch mal überdenken, ob der Begriff kolossal' noch passend ist! Das Denkmal selbst ist auf relativ kleinem Areal umstanden von Bäumen zu einem Ruheareal geworden. Mir fiel wiederum auf, wie harmonisch die ganze Anlage trotz der Größe wirkt. Lederer hat nicht nur hier sehr architektonisch gedacht. Vergessen sind die Ärgernisse, die durch die Eigenmächtigkeiten des Architekten entstanden, der den Sockel größer bauen ließ, als dies ausgemacht war, wodurch Hugo Lederer seinen bereits begonnenen Kopf nochmals vergrößern musste, um die Gesamtwirkung zu erhalten. Prompt geriet er zeitlich in Verzug! - Im modernen Deutschland ist diese historische Größe zur Marginalie geworden, so auch sein Denkmal. Dennoch ist es eine bemerkenswerte künstlerische Leistung gewesen, die nun im Stillen, von Hundebesitzern und Liebespaaren am Tag frequentiert, auffordert: Denk mal!
Enthüllt wurde das Denkmal am 2. Juni 1906.
Wie mir berichtet wurde, führen Fremdenführer Hamburgs zwar noch zum Bismarckdenkmal, nennen aber Hugo Lederer nicht mehr. Auf Rückfrage hieß es: "Hugo Lederer war ein Nazi."! (s.a. Fragen und Antworten)