Unter "Fragen und Antworten" finden Sie nunmehr den Artikel "Politische Einstellung der Meisterschüler Hugo Lederers". Hier versuchen wir uns der Frage bzgl. der Führerschaft Hugo Lederers in der NS-Kunst zu nähren, indem die politische Einstellung der Meisterschüler aufgearbeitet wird. Wir glauben so, darlegen zu können, dass mit Blick auf nur wenige NS-Künstler unter den Meisterschülern eine solche Führerschaft angezweifelt werden muss.
Auch wir ließen uns vom Namen der Mutter Hugo Lederers dazu inspirieren, dass die Familie Balik vielleicht tschechischen Ursprungs sein könnte. In Quellen aus Znaim wird sie ja Balikova genannt. Wir haben in Kirchenbüchern nachgesehen: Die Gemeinde Oberdannowitz, Horní Dunajovice, wird als ihr Geburtsort angegeben. Von 1793 bis 1867 haben wir in dem kleinen Ort sieben mit Namen Balik gefunden. Die Schreibweise variiert von anfangs Ballik, auch Ballick und Balick, zu Balik (selten, zuletzt). Die aufgefundenen Vornamen sind alle deutsch geschrieben, also Franz und nicht František, Theresia und nicht Tereza, Thomas und nicht Tomáš, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Auch die Texte sind deutschsprachig. Die direkte Abstammung sowie die Verwandtschaft untereinander sind noch nicht klar. Wir werden das weiter erforschen. Bisherige Angaben: Balik Franziska (1846 - 1922), Tochter des Balik Franz (1810 - ?), Sohn des Balik Johann (ca. 1785 - ?). Leider sind die Kirchenbücher des 18. Jahrhunderts nicht alle vollständig. Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn in Znaim diese Familie besonders genannt wird, weil ihr Hugo Lederer entstammt. Hugo Lederer hatte einen engen Bezug zu seiner Mutter, die ihn wohl auch sehr beeinflusst hat. Seine Verehrung für Bismarck soll auf sie zurückgehen. Es ist nun einmal leider das Los aus politischem Kalkül gewesen, dass es keine Deutschen mehr in Znaim gibt, obwohl sie das Land zusammen mit den Tschechen jahrhundertelang geprägt haben.
Dank der Mitarbeit von Prof. Chantelau steht uns nun ein Foto des Grabmals von Otto und Lily Braun (5.1926.11. - Nr. 17 im Werkverzeichnis Grabmale) zur Verfügung. Das Grabmal steht im Kleinmachnower Erlenweg. Bemerkenswert ist, dass es sich wieder einmal um eine berühmte Person handelt, die nicht dem entspricht, was - gemäß Meinung vieler Kunsthistoriker - nach Hugo Lederers bevorzugtem Personenkreis aussieht. Sie war Kämpferin für Frauenrechte und Sozialdemokratin, nicht die einzige dieser politischen Denkungsart, von der ein Zeugnis aus Lederers Hand existiert. Offensichtlich dachte er viel liberaler als man dies in kunsthistorischen Schriften wiedergegeben findet.
Wir haben nun auch bei den Großplastiken Bilder hinzugefügt. Diese sind fortan durch Klick auf das fett gedruckte B abrufbar.
Nach einer Recherche wurde deutlich, dass es sich bei 3.1930.11. ,Volleyballspiel' und 3.1931.03. ,Fußballgruppe' (Nr. 30 in Werkverzeichnis Großplastiken) um die gleiche Skulptur handelt. Die Entdeckung in unseren Unterlagen: In einem Katalog der Akademie der Künste, Berlin, vom Frühjahr 1934 fand ich das linke Foto unter dem Titel 'Fußballgruppe, Kampf vor dem Tor'.
Auch hier beweist Hugo Lederer wieder ein ausgezeichnetes Auge für die körperlich-geistige Situation in diesem sportlichen Moment.
Dazu Raupp (Braunschweigische Landeszeitung, 11.12.1929):
Wir stehen vor einer Gruppe ... Vier oder fünf Fußballspieler bemühen sich um den Ball. Auf breiter Basis wälzt sich das Knäuel der Ringenden, nach oben zu verjüngt sich das Gebilde, und als Krönung über den greifenden Händen und den gespreizten Fingern schwebt der Ball. Alle möglichen Bewegungen des Fallens und des gefährlichen Sturzes und der übervorteilenden Tücke sind in einen Rahmen zusammengefaßt, der sich pyramidisch formt und eine lebendige Episode umschließt. Es ist die Rhythmik des sportlichen Kampfes. Er ist spürbar, die Voraussetzungen seiner bildplastischen Darstellung sind restlos erfüllt, er zwingt! - Und das Vorbild aus dem wirklichen Leben? - Professor Lederer greift zögernd in die Schublade seines Ateliertisches: "Eigentlich sollte ich Ihnen das nicht verraten!" - Es ist irgendeine Sportzeitung mit dem schlecht reproduzierten Bild von drei Fußballspielern die sich um den hochfliegenden Ball streiten!" Die Vorlage kommt mir erbärmlich, inhaltlos vor...
Ernst-Adolf Chantelau: "Heinrich Heines deutsches Denkmal" von Hugo Lederer. Auf den Spuren des zerstörten Standbilds. In: S.Brenner-Wilczek (Hrsg.): Heine-Jahrbuch 2016, Band 55. Springer, Stuttgart 2016, S. 121-143.
Die Lektüre des Artikels mit seiner ausführlichen Liste von Literatur etc. ist sehr empfehlenswert!